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Björn Moschinski Interview: „Geiler Geschmack braucht kein Fleisch.“

Björn Moschinski zählt zu den Spitzenköchen Deutschlands. Das Besondere an ihm: Er lebt und kocht seit mehr als zwei Jahrzenten ausschließlich vegan und betreibt in Berlin das Vegan-Restaurant MiaMatto. Im April erscheint sein drittes Buch vegan backen für alle“. Im Interview mit SuperVeganer.de verrät er, warum er glaubt, dass sich Veganismus langfristig durchsetzen wird.

Warum hast du dich für ein veganes Leben entschieden? Gab es einen bestimmtes Auslöser?

Den gab es! In meinem Restaurant MioMatto in Berlin wundern sich die Gäste oft, warum an der Wand mit meinen Auszeichnungen auch eine alte BRAVO-Ausgabe von 1991 hängt. Die Antwort ist: Dieses Heft, oder eher gesagt der Inhalt, war der Auslöser für meinen ersten Schritt in Richtung Veganismus. In dieser BRAVO wurde über grausame Tiertransporte berichtet, was mich dazu bewegte, kein Fleisch mehr zu essen. Ich machte mir auch Gedanken über Leder und deren Produktion, Gelatine in Süßigkeiten, Lab im Käse und über die Milchindustrie im Ganzen. Mit diesen Überlegungen reifte schließlich mein Entschluss, und nach einem Jahr als Vegetarier wurde ich zum Veganer.

Dein Name wird mit dem veganen Spitzenkoch schlechthin assoziiert. Was bedeutet das für dich?

Es ist schon eine große Herausforderung dem Anspruch an einen Spitzenkoch gerecht zu werden, zumal es ja unterschiedliche Ansichten gibt, was einen Spitzenkoch eigentlich auszeichnet. Ich koche gern, und wenn ich den Menschen in meiner Umgebung glauben kann, auch recht gut. Kochen macht mir viel Spaß, und ich experimentiere sehr gern. Aber es kostet mich, wohl aufgrund meiner Erziehung, immer wieder einiges an Überwindung, mich selbst als der Spitzenkoch zu sehen. Für mich sind Titel Schall und Rauch. Es kommt vielmehr immer drauf an, was man mit seinem Handeln erreicht und bewirkt.

Hättest du jemals gedacht, dass ein veganer Koch eine solch mediale Aufmerksamkeit erhält?

Ich hätte noch nicht mal gedacht, dass die vegane Bewegung einmal solch ein mediales Interesse erhält. Wenn man 20 Jahre lang für eine Sache kämpft und sich diese Bewegung über weite Strecken nur im Schneckentempo bewegt, wirkt das, was gerade alles passiert, fast unreal auf mich.

 

Vegane Gerichte im Restaurant MioMatto © miomatto

 

Woran liegt es, dass in Kochshows fast immer mit Fleisch gekocht wird? Ist Deutschland noch nicht für andere Ernährungsformen bereit?

Deutschland ist bereit! Doch wenn man hinter die Kulissen schaut, versteht man, warum heutzutage mit Fleisch gekocht wird. Ich habe mit vielen Köchen zusammen gearbeitet und musste immer wieder feststellen, dass die Produktkenntnis im Bereich veganer Küche kaum vorhanden war. Eigentlich logisch, denn auch ich kenne mich wiederum im Bereich Fleisch und Fisch nicht aus. Aber auch Sponsoren, die meist aus der Fleisch- und Milchindustrie kommen, spielen natürlich eine Rolle. Eine Kochshow kostet ein Haufen Geld, und das muss schließlich irgendwie aufgebracht werden.

Wie könnte Veganismus eine höhere Aufmerksamkeit in der TV-Landschaft bekommen?

Ich denke das Motto „Gut Ding will Weile haben“ ist hier passend. Das Interesse wächst unaufhaltsam, und ich bin fest davon überzeugt, dass sich Qualität am Ende durchsetzt.

Es gibt inzwischen mehrere Köche, die an dem Thema arbeiten, und wenn immer mehr Menschen in unserer Gesellschaft vegan leben, wird es in naher Zukunft sicher völlig normal sein, auch vegane TV Kochshows zu sehen.

Die Leser von SuperVeganer, könnten auch Leserbriefe schreiben und zum Beispiel eine Kochshow mit mir fordern ; )

Deine Kochbücher sind einfach toll. Was hat dich dazu bewogen, eigene Rezepte drucken zu lassen?

Ich glaube, es war die Frage, die jeder Veganer kennt: „Was könnt Ihr denn überhaupt noch essen?“ Da ich schon lange vegan lebte und kochte, hatte ich einen großen Fundus an Rezepten gesammelt. Dazu kam der tolle Zufall, dass ich dem Food-Fotografen Florian Bolk über den Weg gelaufen bin und wir uns sofort gut verstanden. Gemeinsam haben wir dann beschlossen, das Kochbuch „vegan kochen für alle“ zu gestalten. Das hat so viel Spaß gemacht, dass ich vor einem Jahr mein zweites Kochbuch „hier & jetzt vegan“ veröffentlichte. Im April wird mein drittes Buch „vegan backen für alle“ erscheinen.

Du bist nicht nur Koch und Herausgeber eigener Bücher, sondern auch Besitzer veganer Restaurants. Wie wird dein Angebot von Nicht-Veganern angenommen?

Seit September betreibe ich nur noch das MioMatto. Mein anderes Restaurant habe ich Anfang 2013 abgegeben, da meine Geschäftspartner andere Interessen hatte, die sich nicht mit meinen deckten. Das vegane Restaurant MioMatto ist allerdings ganz mein Baby. Ich bin begeistert, wie es sich entwickelt.

Im MioMatto verfolgen wir mein Motto „Qualität setzt sich immer durch“ und spielen am Abend ein Fine-Dining-Konzept. Wichtig ist mir dabei eine frische und überwiegend regionale & saisonale Küche. Ich arbeite nur mit Fachkräften aus der Gastronomie, um ein Höchstmaß an Kompetenz zu gewährleisten. Und das Tolle daran ist tatsächlich, dass wir bereits über 50 Prozent nicht vegane Gäste verzeichnen können. Sie sind einfach neugierig, kommen immer wieder, weil Sie die gesamte Karte verkosten wollen.

 

Das MioMatte im Berliner Stadtteil Friedrichshain © miomatto

 

Was war dein schönstes Lob bislang eines Nicht-Veganers?

Das größte Lob für mich ist, wenn mir Menschen erzählen, dass sie durch meine Bücher, mein Restaurant oder durch meine Arbeit zum Veganer geworden sind. Das erfüllt mich mit Stolz.

Wenn du vegan in drei Sätzen erklären müsstest, welche wären das für dich?

Vegan ist für mich die gewaltfreiste Lebensweise in unserer Gesellschaft. Vegan macht extrem viel Spaß und bedeutet keinen Verzicht. Vegan schmeckt super und fühlt sich großartig an. Geiler Geschmack braucht kein Fleisch!

Was sagst du dazu, dass viele im Zusammenhang mit Veganismus von einem Trend sprechen?

Veganismus ist kein Trend! Trend ist zum Beispiel die Nerdbrille. Keiner weiß, warum er sie trägt, aber jeder macht mit. So schnell wie der Trend kommt, geht er meist auch wieder. Bei Veganismus erkenne ich momentan vielmehr einen Hype. Wir verzeichnen extreme Zuwächse, welche mehrere Ursachen haben können: Nachhaltigkeit, Ethik, Moral, Umweltbewusstsein und so weiter.

Das Tolle aber ist, dass sich die Menschen früher oder später auch mit den ethischen Faktoren des Veganismus auseinandersetzen. Dann erfahren sie, was der Konsum tierischer Produkte in der Welt anrichtet. Und genau das sind dann Fakten, die Menschen bekräftigen, sich nicht nur vegan zu ernähren, sondern ein Leben lang vegan zu leben.

Vielen lieben Dank für das tolle Interview!

Weitere Informationen zu Björn Moschinski: www.bjoernmoschinski.de

Björn Moschinski mit Team © www.miomatto.de