Über die Kunst, bewusst zu leben und bewusst zu sterben
Das 1. FAIR CAMP München will Tabuthema ,Tod‘ stärker ins öffentliche Bewusstsein rücken – Wie das Ja zur eigenen Vergänglichkeit zum Quell für Mitgefühl und ein erfülltes Leben wird – Mitmachtag lädt ein zu preisgekrönter Filmdokumentation ,Das Mysterium vom Leben & Tod‘ und Open-Space Workshop
Sterben und Tod sind lange schon aus der Mitte unserer Gesellschaft verbannt. Laut einer Umfrage der Universität Hohenheim lehnen es 75 Prozent der Männer und 63 Prozent der Frauen in Deutschland ab, sich damit auseinanderzusetzen. Delegiert in Krankenhäuser, Altersheime, Hospize und Palliativstationen, ist es vor allem die Aufgabe der Mediziner, den Tod möglichst lange hinauszuschieben und für ein würdevolles Ende des Sterbenden zu sorgen.
Doch wie kann die persönliche Auseinandersetzung mit dem Tabuthema Tod dazu beitragen – insbesondere in Zeiten von Globalisierung und demografischem Wandel – Mitgefühl, Lebensfreude zu entdecken und füreinander da zu sein? Welche Chancen eröffnen sich Menschen, jungen wie alten, die spirituelle Dimension von Sterben und Tod zu erfahren, sich mit den persönlichen Verdrängungsmechanismen auseinanderzusetzen und zu lernen, die eigene Vergänglichkeit anzunehmen? Und ganz konkret: Was kann das für die nachhaltige Entwicklung und Kultur des Miteinanders in einer Stadt wie München bedeuten?
Fragen wie diesen geht das 1. FAIR CAMP München unter dem Motto ,GAST AUF ERDEN – bewusst leben, bewusst sterben‘ am Freitag, den 27. November 2015, von 15 bis 21 Uhr im Haus des Stiftens nach. Der lokale Mitmachtag richtet sich an Menschen in und um München, die bewusst leben und sich aktiv einbringen möchten, ihr Lebens-und Arbeitsumfeld mit zu entwickeln hin zu einer lokal vernetzten, potentialfördernden und wertschätzenden Gesellschaft. Eingeladen sich zu beteiligen sind Bürger, die mit anderen gemeinsam entdecken möchten, wie sich die Akzeptanz der eigenen Vergänglichkeit auswirkt – auf ihre Beziehungskultur, die Art und Weise, wie sie ihr Leben gestalten und welche Erfüllung sie darin finden. Als Expertin konnte Petra Meyer-Miethke gewonnen werden, die seit mehr als 20 Jahren Menschen beim Sterben begleitet und als Dozentin ehrenamtliche Hospizhelfer ausbildet.
„Mit unserer Veranstaltung wollen wir zu einem Bewusstseinswandel rund um das Thema ,Spiritual Care‘ beitragen, weil wir dies als wesentliche gesellschaftliche Kompetenz für eine nachhaltige Entwicklung sehen. Wer sich als Teil des Ganzen erfährt, erlebt ein WIR-Gefühl und lernt sich mit dem einzubringen, was er von Natur aus ist. Damit trägt er Verantwortung und auch Sorge für die, die mit ihm zu Gast auf Erden sind“, so Carla Kleinjohann, Initiatorin des Fair Camp München.
„Für mich persönlich geht ,Spiritual Care‘ weit über die bislang vorwiegend im Palliativ- und Hospizumfeld verwendete Bedeutung des Begriffes hinaus und beschränkt sich nicht nur auf die letzte Phase unseres Lebens. Ich sehe darin vielmehr eine einander dienende Haltung, die Menschen, Tiere, Pflanzen etc. einschließt und damit umschreibt ,Spiritual Care‘ für mich die ureigenste Aufgabe des Menschen, die Hingabe und Freude am Sein.“