Ob Supermärkte, Restaurant oder Drogerien – es gibt heutzutage kaum einen Bereich in unserem Leben, in dem wir nicht auf Bio-Produkte zurückgreifen können. Selbst Discounter bieten neben Bio-Supermärkten bzw. Reformhäusern ökologische Produkte zu bezahlbaren Preisen an. Ein Grund für eine unterschiedliche Preisfindung liegt in der Zertifizierung der einzelnen Bio-Siegel. Denn: Jedes einzelne Bio-Siegel weißt andere Standards auf. Sei es bei der Verwendung von Zusatzstoffen oder bei Tierprodukten die Anzahl der zugelassen Tiere pro Hektar.
Um eine Übersicht der Bio-Siegel zu bekommen und euch aufzuzeigen, was “Bio” für Mensch, Tier und Natur heißt, möchten wir euch einen Einblick einzelner Richtlinien von aktuellen Prüf- und Gütesiegel geben.
Bio-Siegel: Europäisch staatliches Bio-Siegel
Am 01. Juli 2010 wurde das neue europäische Bio-Siegel eingeführt. Das Gütesiegel ist zulässig, wenn die verwendeten Produkte mindestens 95 Prozent aus ökologischem Anbau kommen und maximal 0,9 Prozent gentechnisch verändertes Material verwendet wurde. Alle produzierten Waren, die den Richtlinien des EU-Bio-Siegels entsprechen, müssen seit 2012 das Logo auf ihren Verpackungen abbilden.
Verbraucher können bei Produktkennzeichnungen mit “kontrolliert biologischem Anbau”, “Bio”, “Öko” bzw. “biologisch” und “ökologisch” sicher sein, dass es tatsächlich Bioware ist. Hier handelt es sich um europaweit rechtlich geschützte Begriffe, die nur verwendet werden dürfen, wenn sie den europäischen Richtlinien des Bio-Siegels entsprechen.
Neben Enzymen und Nitritpökelsalz sind in der Verordnung 47 Zusatzstoffe zulässig. Siegel wie Bioland und Demeter weisen durchaus weniger Zusatzstoffe auf (Bioland zum Beispiel nur 23). Auch bei der Tierhaltung sind die Bestimmungen “lockerer” als bei anderen Bio-Siegeln: hier sind 14 Mastschweine pro Hektar erlaubt, was der Größe von einem großen Fußballfeld entspricht.
Bio-Siegel: Nationales deutsches Bio-Siegel
Freiwillig anzugeben ist das deutsche Bio-Siegel. Es muss den Verordnungen des europäischen Siegels entsprechen.
Bio-Siegel: Demeter
Um das Siegel tragen zu dürfen, werden bei Demeter mindestens 95 Prozent Produkte aus Ökoanbau und 90 Prozent Zutaten aus eigener Demeter-Herstellung verarbeitet. Ist ein Produkt auf Nachweis nicht aus der eigenen Herstellung verfügbar, gibt es in Einzelfällen Ausnahmeregelungen. Die Bio-Qualität gilt auch für Tierfutter, sodass 100 Prozent biologisch sein müssen. Auch hier gilt wie bei Naturland: mindestens 50 Prozent des Futters müssen vom eigenen Betrieb stammen. Außerdem muss die Hälfte den Qualitätsstandards von Demeter entsprechen. Zusatzstoffe sind 13 erlaubt und als “Natürliche Aromen” deklarierte Stoffe sind verboten. So dürfen nur Aromaextrakte verwendet werden, die aus namensgebenden Pflanzen stammen, wie ätherische Öle. Für Tiere bedeutet Demeter z.B., dass Kühe ihre Hörner behalten oder Geflügel nicht der Schnabel gestutzt wird.
Ausführlichere Fakten findet ihr auf der Homepage von Demeter.
Bio-Siegel: Naturland
100 Prozent der verwendeten Produkte müssen ökologisch sein. Laut Naturland sind insgesamt 20 Zusatzstoffe zugelassen. Bei Milch- und Käseprodukten sind es beispielsweise neun, während konventionelle Ware ca. 110 Zusatzstoffe besitzt. Für das Tierfutter ist vorgeschrieben, dass 50 Prozent aus dem eigenen Betrieb stammen müssen. Apropos Tier: Ferkel zum Beispiel dürfen bei Naturland mindestens in den ersten 40 Tagen nicht von ihren Müttern getrennt werden und beziehen bis dahin Milch von der Muttersau. Konventionell gezüchtete Ferkel werden bereits nach drei Wochen von der Muttersau getrennt.
Weitere Informationen zu Naturland gibt es hier.
Bio-Siegel: Bioland
Bei Bioland müssen 100 Prozent der verwendeten Zutaten aus ökologischem Anbau kommen und Gentechnik ist in keinem Produkt zugelassen. Bei der Verarbeitung der Produkte sind maximal 23 Zusatzstoffe (als unbedenklich eingestufte) erlaubt. Zudem sind pro Hektar Grundfläche je 140 Legehennen, 280 Hähnchen oder 10 Mastschweine zulässig. Zum Vergleich: bei Massentierhaltung müssen sich laut Albert Schweizer Stiftung bis zu 26 Hühner einen Quadratmeter teilen – ein Huhn hat demnach so wenig Platz wie auf einem DIN-A5-Blatt und einem Bierdeckel. Auf Biohöfen sind es beispielsweise 4 Hühner pro Quadratmeter. Bei Erkrankung von Tieren ist die Anreicherung von Arzneimitteln mit bestimmten Wirkstoffen bzw. Wirkstoffgruppen gänzlich oder zum Teil verboten.
Wer mehr erfahren möchte, kann sich auf der Seite von Bioland weiter informieren.
Bio-Siegel: Ecovin
Das Bio-Siegel Ecovin widmet sich der Produktion von Weintrauben und ihrer Verarbeitung (Bioweinessig, – traubensaft etc.). Alle Weinbauer haben sich dazu verpflichtet, ohne Kunstdünger und naturfremde Substanzen zu arbeiten, um Boden und Wasser zu schonen. Gentechnik ist bei dem Anbau und der Produktion bzw. Verarbeitung der Trauben verboten. Mit ihrem weitgehend geschlossenem Produktionskreislauf sorgen sie dafür, den Boden zu nähren und zu lockern, um die Artenvielfalt zu bewahren.
Mehr Information gibt es auf der Homepage von Ecovin.
Bio-Siegel: Ecoland
Alle verwendeten Zutaten müssen den Qualitätsstandards von Ecoland entsprechen. Ausnahmeregelungen gibt es jedoch auch bei diesem Bio-Siegel. So dürfen nicht von Ecoland zertifizierte Rohstoffe (auf Antrag) verarbeitet werden, wenn sie nicht in ausreichender Qualität vorhanden sind. Beim Transport von Tieren muss für jedes einzelne Lebewesen ausreichend Platz und Frischluft gewährleistet sein. Des Weiteren dürfen Transportwege nicht länger als 200 Kilometer sein und über 4 Stunden andauern. Bei Verpackungen muss darauf geachtet werden, dass mit Rohstoffen sparsam umgegangen wird und die Umweltbelastungen nicht zu hoch sind – Konservierungsstoffe dürfen zudem nicht in Verpackungsmaterialien verwendet werden. Bei der Verarbeitung von Produkten dürfen zum Beispiel keine Mikrowellen und gentechnisch veränderte Organismen zum Einsatz kommen.
Hier kann noch mehr über Ecoland in Erfahrung gebracht werden.
Bio-Siegel: Gäa
Für Rinder, Schafe und Ziegen ist die dauerhafte Anbindehaltung verboten, im Stall muss für sie Tageslicht gewährleistet sein und Kälber müssen eine Woche nach der Geburt in der Gruppe gehalten werden. Bei Ferkeln dürfen – im Gegensatz zu konventionellen Betrieben – weder Ohren noch Schwänze kupiert werden und das Abkneifen der Zähne oder Zähneschleifen ist verboten.
Weiterführende Informationen gibt es hier.
Bio-Siegel: Biopark
Biopark zählt bereits über 700 Betriebe bundesweit. Für die Tiere muss gewährleistet werden, dass sie allesamt ausreichend Auslauf und Weidegang haben. Produkte müssen neben umweltschonender Verarbeitung auch ohne schädliche Stoffe weiterverarbeitet werden. Ein bei allen Bio-Siegeln noch nicht genannter Aspekt ist die soziale Gerechtigkeit. Hier müssen die Grundrechte der Menschen, Chancengleichheit und weitere Leitlinien eingehalten werden. Werden sie verletzt, dürfen Produkte nicht als “ökologisch erzeugt” deklariert werden.
Mehr Informationen gibt es auf Biopark.de.
Bio-Siegel: Biokreis
Das Siegel “Biokreis” darf bei Umstellung auf Bioprodukte erst verwendet werden, wenn nach der Aussaat pflanzlicher Erzeugnisse 24 Monate gemäß EU-Vorschriften vergangen sind, bei Dauerkulturen sogar drei Jahre. Bei der Zucht von Vieh ist die künstliche Besamung zwar erlaubt, jedoch sollte eine natürliche Fortpflanzung bevorzugt werden. Bei der Tiergesundheit sind Naturheilverfahren anzuwenden – chemische Mittel sind nur durch einen Tierarzt zu verabreichen und die Tiere müssen im Krankheitsfall von der Gruppe getrennt und extra behandelt werden.
Auf biokreis.de kann mehr über Richtlinien erfahren werden.
Anmerkung der Redaktion: Auch wenn wir von SuperVeganer Bio-Qualität bei Gemüse und anderen veganen Produkten bevorzugen, soll der Artikel lediglich einen Einblick in die Gütesiegel geben und kein Aufruf zu ökologischer Ware sein. Daher wurden auch Aspekte der Tierhaltung angesprochen. Trotz besserer Haltung der Tiere – im Gegensatz zu konventioneller – bedeutet “Bio” nicht gleich, dass die Tiere ein gutes Leben führen.