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Die Milchkuh als Objekt – Optimierung um jeden Preis

Die Milchkuh als Objekt - Optimierung um jeden Preis | © mkmakingphotos @ shutterstock.com

Hallo zusammen. Mein Name ist Emma. Ich bin eine von den ca. 4,2 Millionen gehalten Milchkühen in Deutschland. Ich bin fast 2 Jahre alt, habe ein schönes schwarz-weiß geflecktes Fell und lebe in einem Stall mit 50 anderen Kühen. An meine Geburt kann ich mich nicht mehr erinnern, allerdings habe ich meine Mutter nie kennen gelernt und daher auch nie eine Beziehung zu ihr aufbauen können. Meine Hörner hat man mir entfernt. Laut dem Tierarzt, zu meinem und dem Schutz der anderen Kühe, damit niemand im Stall verletzt werden kann. Ohne Betäubung hat man mir, als ich noch ein Kalb war, mit einem Brenneisen die Hornanlagen ausgebrannt. Das hat ziemlich weh getan. Doch wenn es zum Wohl der Allgemeinheit ist, wird es wohl notwendig sein.

Haltungsbedingungen von Milchkühen in Deutschland

Der Stall, in dem ich lebe, ist in verschiedene Bereiche aufgeteilt. Es gibt einen Bereich zum Liegen, zum Fressen, zum Laufen und zum Melken. Allerdings muss ich immer sehr vorsichtig laufen. Der Boden besteht aus sogenannten Betonspaltböden. In den Spalten soll Harn und Kot ablaufen. Der Boden ist zwar mit Stroh eingestreut, dennoch ist die ganze Partie eine eher rutschige Angelegenheit. Bis zu 4qm Wohnfläche kann ich in diesem Stall mein Eigen nennen. Zum Vergleich: Ein durchschnittlicher Parkplatz hat eine Fläche von 12,5 qm. Diese Art der Haltung wird Laufstallhaltung genannt. Wenn man bedenkt, dass ich ausgewachsen zwischen 500 und 800 KG wiege und ein Stockmass von bis zu 1,50 Meter erreiche, ist das verhältnismäßig wenig Platz. Doch hat sich die Situation schon sehr verbessert. Heutzutage leben in Deutschland ca. 72% meiner Artgenossen in Laufstallhaltung.

Dennoch gibt es immer noch 27% der Milchkühe in Deutschland, die in Anbindehaltung gehalten werden. Ich selbst kann mir eine solche Haltung gar nicht vorstellen. Eine Kette, bzw. ein Halsrahmen fixiert dabei die Kuh in eine Gittervorrichtung. Das führt zur fast vollständigen Bewegungslosigkeit. Wenn ich an so etwas denke, läuft es mir kalt den Rücken runter. Das klingt wie im Gefängnis. Und dabei muss man bedenken, dass wir Kühe Herdentiere sind und versuchen eine soziale Bindung zu unseren Artgenossen aufzubauen.

Doch was meine Haltungsbedingungen angeht, habe ich auch noch einen weiteren Vorteil. Ich gehöre zu den ca.42% der Milchkühe, die das Glück haben, im Jahr ca. 5 1/2 Monate auf einer Weide verbringen zu dürfen.

Mir ist bewusst, dass sich die Haltung von uns Kühen in den letzen Jahren verbessert hat, was der Bauernverband auch sehr betont, dennoch finde ich, unter der Beachtung der oben genannten Punkte, das noch viel Luft nach oben ist.

Schließlich bemängelte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit 2009 in einem Gutachten die Haltungsbedingungen von Milchkühen, die für die erheblichen gesundheitlichen Einschränkungen von Milchkühen verantwortlich sind.

Milchproduktion in Deutschland

Milch, die wir Kühe beim Melken abgeben, ist Muttermilch und grundsätzlich für unsere Kälber vorgesehen. Daraus schließt sich, dass wir nur Milch geben können, wenn wir trächtig sind bzw. ein Kalb geboren haben. Um die Milchleistung von uns Kühen zu optimieren, hat der Mensch in den letzten Jahrzehnten durch eine intensive Zuchtauswahl und unter Zugabe von Hormonen erreicht, dass die Milchleistung pro Kuh seit dem Jahr 1900 bis heute von 2.165 Kg auf 7.541 Kg im Jahr gesteigert wurde. Erreicht wird dieser Zustand durch einen lebenslangen Kreislauf von Trächtigkeit (durch künstliche Befruchtung) und Laktation (Fachbegriff für Melken). So haben es die Menschen durch ständige Optimierung erreicht, dass wir Kühe in unserer Laktationsphase statt ursprünglich 8 Liter Milch am Tag, etwa 50 Liter Milch am Tag produzieren können.

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Wie du dir bestimmt vorstellen kannst, ist das ein enormer Energieaufwand für uns Milchkühe. Um die benötigte Energie aufzuwenden, wird unser Futter mit Kraftfutter angereichert, das die nötige Energie liefern soll. Nimmt dieses Kraftfutter bei meiner Ernährung überhand, kann es passieren, dass meine ursprüngliche wiederkäuergerechte Fütterung nicht mehr gesichert ist und mein Pansen übersauert (Pansenazidose). Beim Pansen handelt es sich um meinen Vormagen. Wird nichts gegen diese Übersäuerung unternommen, können bei mir Verdauungsstörungen eintreten und ich kann keine Milch mehr geben.

Ein weiteres Risiko ist die sogenannte Mastitis. Dabei handelt es sich um eine bakterielle Infektion der Milchdrüsen. In Europa werden rund 50% der Milchkühe während der Laktationsphase mit gefährdenden Keimen infiziert. Ursache dafür ist meist eine mangelnde Stallhygiene. Behandelt wir dMasitis mit Antibiotika.

Ich habe mittlerweile meinen zweiten Befruchtungszyklus erreicht und bin, beide Daumen gedrückt, bislang vor solchen Krankheiten verschont geblieben. Vielleicht auch weil ich bereits mit Antibiotika versorgt werde um etwaigen Krankheiten vorzubeugen. Dennoch werde ich in 3 Jahren mit einem Alter von 5 Jahren aufgrund der unglaublichen Beanspruchung meines Körpers für die Milchproduktion nicht mehr als wirtschaftlich profitabel gesehen und höchstwahrscheinlich in einem Schlachtbetrieb landen.

Kuhmilch für Menschen

Als ich das erste Mal davon erfahren habe, dass die Menschen meine Milch konsumieren, fand ich diese Tatsache tatsächlich etwas befremdlich. Schließlich ist die Muttermilch eigentlich dafür gedacht, um einem Kalb die notwendigen Nährstoffe für dessen Entwicklung zu liefern. Doch dank einer Genmanipulation beim Menschen, ist es ihm möglich, auch im fortschreitenden Alter aufgrund dem Enzym Laktase, welches den Milchzucker Laktose aufspaltet, Milch zu konsumieren. Entgegen der Annahme, dass der Anteil von laktoseintoleranten Menschen in der Bevölkerung steigt, stagniert der Wert bereits seit Jahren bei 15%.

© www.nahrungsmittel-intoleranz.com

Es gibt zahlreiche Studien, die belegen, dass Milch gesund bzw. ungesund ist. Am Ende kommen jedoch alle zu der gleichen Aussage. Der Rohstoff Milch an sich ist ein sehr hochwertiges Nahrungsmittel. Durch die Hormonbehandlung von uns Kühen, um maximale Produktionserträge zu erzielen, werden diese Stoffe allerdings auch in die Milch übertragen. Durch die Homogenisierung und das Pasteurisieren der Milch, besteht die Annahme, dass das Risiko für Allergien erhöht wird und andere Krankheiten beim Menschen dadurch ausgelöst werden können. Zusammenfassend kann man sagen: „ Je mehr der Mensch in die Milchproduktion eingreift, umso schlechter wird die Qualität der Milch, die Du im Supermarkt kaufst.“

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Somit ergibt sich, dass durch den ständigen Drang nach Optimierung und der maximalen Produktion von Milch und Fleisch, wir als Lebewesen nicht mehr geschätzt und ausgebeutet werden und gleichzeitig Ihr Euch auch keinen Gefallen damit tut. Somit geht diese Entwicklung nicht nur auf unsere Kosten, sondern letztendlich auf Eure eigenen Kosten.

Ich möchte Euch nicht die Lust an Milch verderben, sondern lediglich die Aufmerksamkeit auf einen bewussten Konsum von Milch lenken. Dazu kommt, dass es heutzutage bereits zahlreiche Produkte gibt, mit denen Du problemlos Milch ersetzen kannst und damit dazu beiträgst, dass unser aller Alltag eventuell etwas angenehmer gestaltet wird.