Mitten im Bayerischen Wald gibt es ein wundervolles Projekt namens „Erdlingshof“. Dieser möchte mit seinen herzlichen Mitarbeitern ein Bewusstsein für das Leid der Tiere schaffen.
Der Hof rettet dabei Lebewesen, die der Tierquälerei zu Opfer gefallen sind und kurz vor dem Tod durch Schlachtung standen. Dank dem „Erdlingshof“ bekommen diese armen Tiere ein neues Zuhause, indem sie sich regenerieren und wohlfühlen können.
Das Ziel, Menschen zum Umdenken anzuregen, damit Tiere Einzug in unsere Moral erhalten, finden wir einfach nur toll. Schließlich haben Tiere wie auch Menschen Bedürfnisse, die niemals außer Acht gelassen werden dürfen.
Lieber Dennis,
erst einmal freuen wir uns sehr darüber, dass ihr euch die Zeit nehmt, unsere Fragen zu beantworten. Wie kam es dazu, dass ihr den „Erdlingshof“ gegründet habt?
Johannes leitet mit mir seit dem 01.04. diesen Jahres den „Erdlingshof“. Vorher hatte sein Bruder Daniel mit seiner damaligen Frau Iris den Hof unter dem Namen: „Antitierbenutzungshof“ geführt. Aus familiären Gründen entschieden sich Daniel und Iris ihr Projekt aufzugeben und fragten uns, ob wir uns vorstellen könnten, den Hof weiterzuführen. Da wir den hier lebenden Tieren weiterhin ein dauerhaftes, sicheres Zuhause bieten möchten, haben wir uns entschlossen den „Erdlingshof“ ins Leben zu rufen. Wir hoffen, dass wir durch unsere Arbeit die Menschen ermuntern können, auf pflanzliche Alternativen zurückzugreifen und so den Tieren eine Menge Leid zu ersparen, aber auch, um sich selbst, den Tieren, Menschen und der Umwelt etwas Gutes zu tun. Viele der Gründe, die für eine vegane Ernährung sprechen, haben wir ausführlicher auf unserer Internetseite www.erdlingshof.de beschrieben.
Wie viele Tiere haben dank euch ein neues Zuhause gefunden?
Momentan leben 34 Tiere auf dem Erdlingshof, darunter Rinder, Pferde, Hühner, Schafen, Ziegen, Gänse, Kaninchen und Schweine. Wir möchten zudem in Zukunft weiteren „Erdlingen“, die der “Nutztier”haltung zum Opfer gefallen sind, ein Zuhause geben, damit sie kein Leid mehr erfahren müssen. Der Hof soll dabei verdeutlichen, dass Tiere genauso leiden und fühlen können wie wir Menschen, und wir ihnen deshalb Respekt entgegenbringen sollen. Auf dem Hof leben deshalb größtenteils jene „Erdlinge“, die in Deutschland als „Nutztiere“ gelten, und die aus ihrem traurigen Schicksal befreit wurden.
Wie sieht ein typischer Tag für euch und die Tiere aus?
Da wir die Hühner, Gänse und Kaninchen abends in den Stall bringen, damit sie in Sicherheit vor Füchsen und anderen Raubtieren sind, öffnen wir am morgen als erstes die Ställe, damit die Tiere in die Außengehege gehen können. Danach werden alle Tiere mit frischem Wasser und Nahrung versorgt. Die Nahrung für die Schweine zerkleinern wir und verteilen diese dann im gesamten Gehege der Schweine, damit sie naturgemäß auf Nahrungssuche gehen können. Die Stallungen werden gemistet und gereinigt, bei Bedarf wird zusätzliches Gras für die Pferde und Rinder gesenst. Momentan machen wir auch Klauentraining mit den Jungbullen Patrik und Florian, damit sie sich daran gewöhnen und später, bei Bedarf, die Klauen gut gepflegt werden können. Die Hufe der Pferde werden ausgekratzt, um Huferkrankungen, wie Mauke und Strahlfäule vorzubeugen und die Pferde werden von uns gestriegelt. Nachdem alle Tiere versorgt und das wichtigste erledigt wurde, gehen wir mit den Hunden spazieren, der Bayerische Wald liegt ja direkt vor unserer Haustür. Nach der Tierversorgung versorgen wir uns selbst und machen dann Büroarbeit – E-Mails gibt es zu beantworten, das Facebook-Profil wird verwaltet, Facebook-Aktivitäten geplant ect. Im Tagesverlauf machen wir auch regelmäßig Fotos für unsere Internet- und Facebookseite. Gegen Spätnachmittag geben wir den Tieren erneut frisches Wasser und Nahrung. Die hier lebenden Pferde sind schon älter, weshalb sie zusätzliche Nahrung erhalten, da sie diese schlechter verwerten als Jungtiere. 2-3 Mal täglich füttern wir sie deshalb zu.
Das sind unsere Routinetätigkeiten, regelmäßig wiederkehrend kommt auch die Hufpflege der Pferde, die Johannes mit mir als Unterstützung macht. Johannes hat einen Hufschmiedekurs gemacht und hat einige Erfahrung in der Hufpflege, sodass wir die Hufpflege selbst machen können. Die Weide muss gepflegt und von Ampfer befreit werden, denn die Tiere essen diesen nicht. Ampfer mindert daher die Weidequalität. Um dem Ampfer vorzubeugen, muss der Boden regelmäßig gekalkt werden. Dann muss Heu gemacht werden, was auch recht zeitintensiv ist und vor Kurzem von uns erledigt wurde. Da wir den Hof ja auch erst vor kurzem übernommen haben, stehen uns noch einige Renovierungs- und Sanierungsarbeiten bevor. Neben der Tagesroutine gibt es also noch jede Menge anderer Dinge zu erledigen. Langweilig wird uns also nicht.
Wie werdet ihr auf die von euch geretteten Tiere aufmerksam?
Wir werden von befreundeten Tierrechtsorganisationen, die Tierbefreiungen machen oder Privatpersonen angesprochen, ob wir weitere Tiere aufnehmen können. Derweil sind unsere Kapazitäten aber ausgeschöpft. Johannes, der mit mir den Hof führt, arbeitet Vollzeit bei der Albert-Schweitzer-Stiftung für unsere Mitwelt, sodass ich die meiste Zeit den Hof mit der Tierversorgung alleine schmeiße. Wir möchten den hier lebenden Tieren gerecht werden und haben im Moment alle Hände voll zu tun. Auch die Finanzierung der hier lebenden Tiere ist bislang nur durch Johannes Job gesichert, was ein weiterer Punkt ist, der erst mal gegen eine weitere Tieraufnahme spricht. Aber in Zukunft möchten wir weiteren Erdlingen ein dauerhaftes, sicheres Zuhause bieten. Anzumerken ist aber, dass wir mit den hier lebenden Tieren auf das Problem der sogenannten Nutztierhaltung aufmerksam machen möchten. Wir möchten daher die Menschen ermuntern auf pflanzliche Alternativen zurückzugreifen, um die Zahl der Tiere, die für den menschlichen Konsum getötet werden, zu verringern. Unser Ziel ist es deshalb mit den Geschichten der hier lebenden Tiere an die Öffentlichkeit zu treten und die Menschen so für das Thema: „Veganismus“ zu sensibilisieren.
Spüren die Tiere schnell, dass sie auf dem „Erdlingshof“ in Sicherheit sind?
Die Tiere spüren sehr schnell, wie ihnen ein Mensch gesonnen ist. Dadurch, dass wir den hier lebenden Tieren mit Achtung und Respekt begegnen, erhalten wir dies auch zurück. Es ist immer wieder schön für mich zu spüren, wie schnell ein Lebewesen Vertrauen zu mir fasst. Viele der hier lebenden Tieren hatten bereits Erfahrungen machen müssen, die von Gewalt geprägt gewesen sind. Umso schöner ist es für mich zu beobachten, dass einige Erdlinge voller Zutrauen auf uns zu kommen und sich sichtlich am Leben erfreuen.
Nenne uns die Schwierigkeiten, die mit dem Hof verbunden sind.
Eine Schwierigkeit ist ja immer die Finanzierung von Lebenshöfen, die ja im Moment zum Großteil auch nur durch Johannes Job ermöglicht wird. Er ist momentan immer im Wechsel: zwei Wochen lang am Stück arbeitet er für die Albert-Schweitzer-Stiftung für unsere Mitwelt auf Tour und dann wieder zwei Wochen lang auf dem Erdlingshof, wo er unter anderem viele der hier anstehenden Renovierungs- und Sanierungsarbeiten macht. Für ihn bedeutet es also gerade eine große Doppelbelastung. Worüber wir uns im Vorhinein auch im Klaren waren und die einiges Abwägen erforderlich machten. Wir sind aber beide froh, diese Entscheidung getroffen zu haben und sind gespannt, wie sich dieses Projekt entwickeln wird.
Was können die Leser tun, um euch zu unterstützen?
Da es den Erdlingshof erst ganz neu gibt, ist uns jede erdenkliche Hilfe recht, die dazu beiträgt, das der Erdlingshof noch bekannter wird.
Auf unserer Facebook-Seite berichten wir regelmäßig über aktuelle Geschehnisse auf dem Hof und über die Tiere – ein Klick auf „gefällt-mir“ und ein fleißiges Teilen von Fotos und Videos hilft uns bekannter zu werden und vielleicht ist unter denjenigen, die es sehen, auch jemand dabei, der eine Patenschaft für eines der hier lebenden Erdlinge übernimmt. Das Abschließen einer Patenschaft hilft uns am meisten. Wir freuen uns aber auch über Einmalspenden und/oder Sachspenden (z.B. Produktspenden). Da wir als gemeinnützig anerkannt sind, können wir auch eine Spendenquittung ausstellen.
Erzählt uns kurz die Geschichte eines Tieres, bevor es in die Obhut des „Erdlingshof“ kam. Wie entwickelte sich das Tier, auch in Bezug auf seinen Charakter?
Huhn Hannah kam aus einer typischen Hühnerfarm. Ihr Leben fing in einer Fabrik an, wo sie von Maschinen ausgebrütet wurde. Sie kam gemeinsam mit ihren Geschwistern auf ein Fließband, wo man sie nach Geschlechtern sortierte. Da die männlichen Küken keine Eier legen können und sich zuchtbedingt nicht für die Fleischproduktion rentieren, wurden sie direkt vergast oder zerschreddert. Nachdem die weiblichen Küken weiteren schmerzhaften Behandlungen wie dem Schnabelkürzen unterzogen wurden, kamen sie per LKW auf einen landwirtschaftlichen Betrieb.
Hannah wurde dort gemeinsam mit ihren Artgenossen dafür benutzt, Eier für den Konsum des Menschen zu legen. Allen Hühnern wurde zuvor der Schnabel gekürzt, um den stressbedingten Kannibalismus zu minimieren, denn ab einer Hühnergruppe von über 50 Artgenossen ist es den Hühnern nicht mehr möglich, eine normale Hackordnung (Rangordnung) herzustellen, was permanenten Stress für sie bedeutet. Es kann sich also vorgestellt werden, welchem Stress die Tiere ausgesetzt waren, als sie noch in einem Betrieb lebten, wo die Gruppengröße deutlich größer gewesen ist. Wenn die Hühner unrentabel für die Betriebe werden, werden sie normalerweise, da ab einem gewissen Alter die Legeleistung nachlässt, getötet. Auch auf Biohöfen ist dies üblich.
Hannah gehört zu den neugierigsten Bewohnerinnen des Erdlingshofes. Sie erkundet alles Neue und Fremde aufs Genaueste und entdeckt gerne neue Orte. Leider hatte Hannah eine schwere Augenverletzung, wobei sie tragischerweise ihr linkes Auge verlor. Anfangs litt Hannah noch sehr unter ihrem Augenverlust. Hinzu kam, dass wir sie von den anderen Hühnern zeitweise trennen mussten, damit die Wunde gut verheilen konnte. Denn es reizte die anderen Hühner enorm, an den abstehenden Fädenenden zu picken, womit ihr Auge genäht wurde. Aus diesem Grund mussten wir Hannah von den anderen Hühnern für die Heilungszeit trennen. Da wir uns in dieser Zeit intensiv um Hannah kümmern mussten, entstand eine sehr starke und gute Beziehung zu uns Menschen. So hört Hannah noch heute auf ihren Namen und kommt angerannt oder sie antwortet einem, wenn man sie ruft. Hannah ist eines der Hühner mit dem stärksten Menschenbezug. Sie isst uns, wie auch die anderen Hühner, aus der Hand, besonders gerne mag sie Spaghetti. Nach ihrer Genesung integrierte sich Hannah aber auch wieder gut in die Gruppe und ist wieder sehr selbstbewusst den anderen Hühnern gegenüber, sodass die andern sie nun respektieren. Auch gegenüber den Hunden zeigt sie sich sehr selbstbewusst und verteidigt sich und ihre Freunde vor den manchmal zu aufdringlichen Vierbeinern.
Was sagt ihr zu Menschen, die sagen, dass ihr mit eurem Projekt nicht die Welt retten könnt?
Jeder Mensch, der sich für eine vegane Lebensweise entscheidet, verschont damit bis zu 45 Individuen pro Jahr. Dieser Mensch ist wiederum Vorbild für andere Menschen, sodass ein Multiplikatoreffekt entsteht. Nicht umsonst nimmt der Anteil an Menschen, die sich für eine pflanzliche Lebensweise entscheiden, so rasant zu. Es gibt immer mehr vegane Restaurants, Hotels, Pensionen, Geschäfte und Lokale, sogar vegane Cocktail-Bars gibt es bereits. Wäre die Nachfrage nicht da, gäbe es dieses Angebot nicht. Wir tragen mit dazu bei, dass Menschen für das Thema „Veganismus“ sensibilisiert werden. Wir übernehmen damit Verantwortung für uns, die Tiere, Menschen und nachfolgenden Generationen. Wir retten vielleicht nicht die Welt, aber wir können wenigstens sagen, dass wir Teil einer positiven Veränderung sind. Wir tragen ja auch nicht die alleinige Verantwortung für das, was in unserer Welt geschieht. Jeder trägt ein Stück dieser Verantwortung mit und sollte sich dieser bewusst werden.
Jeder ist bedeutungsvoll und kann dazu beitragen, dass die Welt ein bisschen besser wird!
Jedes Leben ist ja an sich wertvoll und schützenswert. Wir ändern vielleicht nicht die Welt, aber zumindest einen kleinen Teil – nämlich die Welt für die hier lebenden Tiere, die sich definitiv verändert hat.
Was bereitet euch auf dem Hof tagtäglich Freude?
Die Zuneigung der hier lebenden Erdlinge jeden Tag zu spüren zu bekommen. Zu erleben, wie individuell jedes einzelne hier lebende Tier ist und welche verschiedenen Stimmungen und Launen sie haben. Dass jeder Tag gleich und doch wieder anders ist. Dass sich die Mensch-Tier-Beziehungen verfestigen und gelernt wird, einander zu verstehen. Die lieben und netten Worte, die uns per Mail und über Facebook erreichen, lassen vermuten, dass es wichtig und richtig ist, was wir tun und wir die Menschen und ihre Emotionen ansprechen. Wir bekommen viele positive Rückmeldungen und es freut mich, wenn ich die Tiere den Menschen ein Stück näherbringen kann.
Vielen herzlichen Dank, Dennis. In deinen Worten spürt man direkt deine positiven Energien und deinen Einsatz zum Wohl der Tiere. Dieses tolle Projekt hat definitiv Unterstützung verdient.
Wie ihr dem Erdlingshof helfen könnt und weitere Informationen gibt es auf der Webseite von „Erdlingshof“ oder auf Facebook.
**** Nachruf ****
Es hat uns eine Nachricht erreicht, die uns zutiefst erschüttert und traurig macht:
Dennis, der seit dem 01. April 2014 den Erdlingshof zusammen mit seinem Freund Johannes geleitet hat, ist nach schwerer Krankheit von dieser Welt gegangen.
Wir hatten erst vor Kurzem die Ehre, seine Gedanken, Philosophie und Werte kennenzulernen. Dennis war ein toller, bezaubernder Mensch, den wir nicht vergessen werden. Er hat uns mit seinen jungen Jahren stark beeindruckt.
Das Projekt Erdlingshof wird in seinem Sinne weitergeführt und hierfür möchten wir euch bitten, den Hof zu unterstützen. Wir alle haben die Möglichkeit dazu und sollten unser Bestes geben, den Tieren ein langes, zufriedenes Leben zu geben. Ganz, wie es sich Dennis gewünscht hat.
Eine Spende kann auf folgendes Konto überweisen werden:
Kontoinhaber: Erdlingshof
Kontonummer: 4056430200
Bankleitzahl: 43060967
BIC: GENODEM1GLS
IBAN: DE56430609674056430200
Name der Bank: GLS Gemeinschaftsbank eG