Dörte Wiegand – „Gesundheitlich hat sich bei mir einiges getan“
© Dörte Wiegand

Dörte Wiegand – „Gesundheitlich hat sich bei mir einiges getan“

Dörte Wiegand ist 50 Jahre jung, Mutter von drei Kindern, verheiratet, selbstständig im Außendienst, Hausfrau und lebt seit anderthalb Jahren als Veganerin.

Im Interview wollten wir von Dörte unter anderem wissen, wie sie überhaupt auf den Veganismus gestoßen ist, welche Veränderungen sie seither verspürt und welche Reaktionen ihr veganes Leben in ihrem persönlichen Umfeld hervorgerufen hat.

Liebe Dörte, was war der Auslöser, sich für ein veganes Leben zu entscheiden?

Animiert durch eine Fernsehsendung und einen Koch, welcher gar kein Koch ist, aber in kürzester Zeit bereits drei vegane Kochbücher auf den Markt gebracht hat, gefiel mir die Idee etwas Neues für die Gesundheit meiner Kinder und natürlich für meine eigene etwas zu tun. Dabei spielte auch der Aspekt ein paar Pfunde zu verlieren eine reizvolle Rolle. Ich kaufte mir daraufhin das Kochbuch “Vegan for fit” und begann die 30-Tage-Challenge. Ich startete dabei von Null auf vegan und meine Familie zog von Anfang an mit.

Fiel dir die Umstellung leicht?

Sicher musste auch ich anfangs umlernen und zum Kochen wieder ein Rezept zur Hand nehmen und die Augen und Ohren aufhalten, welche Produkte auf die Einkaufsliste kommen. Aber die Zeit hat gezeigt: Die Umstellung fiel leicht.

Ist vegan leben ein teures Leben?

Obst und Gemüse kann man zu Angebotszeiten kaufen, von allen anderen Sachen braucht man sowieso nicht mehr viel, da sie wesentlich schneller satt machen. Beim Preisvergleich muss man fair bleiben. Vergleiche ich einen Becher Joghurt mit dem anderen, ist der aus der Sojabohne kostenintensiver. Vergleiche ich einen ganzen Einkauf auf Dauer, ist dieser auf keinen Fall teurer.

Hast du Veränderungen an deinem Körper bemerkt?

Neue Geschmackserlebnisse machten sich breit und die Pfunde purzelten auch.

Neben den beiden genannten Punkten: Wie wirkt sich die vegane Ernährung auf deine Gesundheit aus?

Gesundheitlich hat sich bei mir einiges getan. Mein Hautbild ist viel feiner und glatter geworden, meine Blutwerte sind 1A.  Mein immer zu hoher Entzündungswert – Ursachen wurden nie erforscht – ist unter den Bestwerten. Die Werte von Vitamin B12 , Kalzium, Selen etc. sind allesamt 1 mit Sternchen. Schon nach dieser kurzen Zeit zeigt sich auf dem Ultraschalbild keine einzige Ablagerung in den Blutgefäßen. Von Haarausfall oder den beginnenden Wechseljahrbeschwerden – keine Spur mehr.

Wie reagierte dein persönliches Umfeld auf deine vegane Lebenseinstellung?

Der eine Teil meines Umfeldes nahm es mit gemischten Gefühlen auf und konfrontierte mich mit entsprechend üblichen Kommentaren, welche jeder Veganer kennt. Darunter waren beispielsweise Fragen zu Kalzium- und B12- Mangel. Der andere Teil meines Umfeldes interessiert sich und informiert sich bei mir über vegane Ernährung und spricht mich regelmäßig darauf an, sowie bekannt wird, dass ich mich vegan ernähre.

Konntest du andere Menschen überzeugen, weniger Fleisch zu essen oder ganz darauf zu verzichten?

Durch kleine selbstgemachte Geschenke wie Brotaufstriche, Senf, Frikadellchen, Dips und Pesto konnte ich viele meiner Bekannten davon überzeugen, wie lecker und einfach die vegane Küche ist und es auch einmal selbst auszuprobieren. Die von mir empfohlenen Internetseiten und Kochbücher wurden genutzt bzw. sofort gekauft. Familienmitglieder und Freunde werden von mir köstlich vegan verwöhnt, denn etwas anderes kommt bei mir nicht mehr auf den Tisch.

Greifst du hin und wieder zu Fleischersatzprodukten?

Die Frage nach dem Bedarf nach Fleischersatzprodukten kann ich nur mit Ja beantworten. Ich finde es einfach toll, wie man ein Gulasch oder ein Schnitzelchen einfach aus Soja herstellen kann und man ein ganz anderes Gefühl für Gewürze und Röstaromen entwickelt.

 Bist du einer Organisation, die sich für Tierschutz oder ähnliches einsetzt, beigetreten?

Ursprünglich aus Eigennutz zur veganen Ernährung gekommen, bezeichne ich mich heute als Tierschützerin, obwohl ich keiner Organisation angehöre. Meine Informationen beziehe ich aus einem sozialem Netzwerk. Meine Interessen, Freundesliste und Kontakte haben sich in den letzten anderthalb Jahren sehr verändert. In diesem Zusammenhang muss ich beispielsweise zugestehen, dass ich mit fast 50 Jahren nicht wusste, dass eine Kuh nicht automatisch Milch gibt und die Kälber ein Abfallprodukt der Milchwirtschaft sind. Heute nach all den schrecklichen Bildern von Massentierzucht und ähnlichem unterschreibe ich Petitionen, welche für den Tierschutz und gegen die Lobby der Fleischindustrie stehen.

Die Frage, ob du jemals wieder Fleisch zu dir nehmen würdest, hat sich damit erledigt, oder?

JA, ich bin schließlich stolz ein Veganer zu sein und JA, ich werde nie wieder Fleisch essen! Ein wunderbares Experiment in meinem Leben.

Bist du der Meinung, dass die Gesellschaft über die Vorzüge einer veganen Lebensweise aufgeklärt werden muss?

Grundsätzlich sollte mehr über Veganismus aufgeklärt werden. Viele Menschen wissen immer noch nichts über das Leid der Tiere in der Massentierzucht. Vegetarier indes müssen viel mehr über ihre Milchprodukte und deren Zusammenhang aufgeklärt werden.

Zum Abschluss: Ist der Veganer ein toleranter Mensch?

Ich persönlich versuche auch weiterhin ein toleranter Mensch zu sein, aber wenn sich jemand am gleichen Tisch ein Lammsteak oder Kalbsschnitzel bestellt, dann würde ich am liebsten den Tisch verlassen.

Dörte