Johannes der Täufer ernährte sich, wie die Forschung vermutet, in der Wüste von Johannisbrot. Der Johanniterorden sei entsprechend an der Verbreitung der Pflanze beteiligt gewesen. So viel zu Johannes; fehlen noch Brot, Kern und Mehl. Auf geht’s!
Der Baum, dessen gemahlene Kerne zunächst einmal gar nichts mit Brot zu tun haben, ist ein Hülsenfrüchtler und stammt aus dem arabischen Raum. Dort wurden die Samen der als qīrāṭ bekannten hörnchenförmigen Frucht als Wägeeinheit für Diamanten genutzt. Aus diesem Grund kaufen wir heute unsere Diamanten in Karat.
Auch der Baum hat eine internationale Biografie: Im ganzen Mittelmeerraum, aber auch in Süd- und Nordamerika sowie Australien ist er heute beheimatet. Anbauhochburg sind die Regionen Valencia und Katalonien. Aber auch in Portugal bedient man sich der Früchte des Baumes – und stellt Morango-Schnaps her.
Der frostempfindliche 10 bis 20 Meter hohe Baum ist ansonsten sehr robust: Hitzeresistent, wassersparsam, immergrün, wächst überall, braucht keine Pestizide und ist gut kultivierbar. Das Holz verrottet nur schwer. Deswegen wird der Baum auch als Werkstoff und Holzkohlerohstoff genutzt. Die 10 bis 30 Zentimeter langen Hülsenfrüchte reifen ein Jahr lang. Deren Fruchtfleisch “Carob” gibt dem Baum seinen nächsten Beinamen: Karubenbaum. Es ist dieses Fruchtfleisch, das historisch zu gut halt- und lagerbarem Brot verarbeitet wurde. Heute sind es mehr die im Fruchtfleisch enthaltenen Kerne, die Ernährungsfans interessieren.
Was kann die Pflanze?
Die Johannisbrotfrucht
- Das Fleisch der Früchte wird zu Saft, Sirup, zu alkoholischen Getränken, Kaftanhonig oder einem dem Kakaopulver ähnlichen Carobpulver weiter verarbeitet, geröstet oder vermahlen
- Es schmeckt süß und nach Karamell
- Ist fettarm und frei von Koffein oder Teobromin
- In der Regel findet das Mehl aber nur als Gewürz und weniger als Nahrungsgrundlage Verwendung
- Das Mehl kann Kakaopulver ersetzen
- Es wird auch viel als Tierfutter eingesetzt
Johannisbrotkernmehl
- Jede Hülse enthält 10 bis 15 Samen
- Gemahlen bekommt man ein weiß-beiges geschmacksneutrales Pulver, das voller ballaststoffreicher Zucker ist und ähnliche Vorteile wie Guarkernmehl bietet
- Es ist glutenfrei, nährstoffreich und quellfähig
- Es bindet Wasser bis zum 80 bis 100-fachen des eigenen Gewichts
- Eignet sich perfekt als Bindemittel
- Dient als Ei-Ersatz von Süßspeisen, Soßen und Suppen bis hin zum Burger
Die Nährstoffdaten des Kernmehls (pro 100g):
- 60 kcal (252 KJ) Brennwert
- 4.5 g Eiweiß
- 1.4 g Fett
- 7.3 g Kohlenhydrate
- 11.46 g Wasser
- 74 g Ballaststoffe gesamt
- 0 mg Cholesterin
- 450 mg Niacinäquivalent
- 10 mg Natrium
- 325 mg Kalium
- 62 mg Magnesium
- 670 mg Calcium
- 1 mg Eisen
- 35 mg Phosphor
- 0 mg Kupfer
- 0 mg Zink
- 100 mg Chlorid
- 18 Aminosäuren
Wie wende ich es an?
- Das Mehl der Samen eignet sich als Verdickungsmittel, Gewürz, Kakao- und Kaffeeersatz und Tierfutter.
- Das Fruchtfleisch, getrocknet und gemahlen, kann als Kakao- und Kaffeeeersatz dienen
- Die Erzeugnisse des Baumes finden sich unter der E-Nummer 410 in vielen Nahrungs- und Pharmaprodukten bis hin zur Kosmetik wieder
Wem hilft die Frucht des Johannisbrotbaumes?
Entzuckertes Fruchtmarkt
- senkt die Blutfettwerte
- steigert die Fettverbrennung
- enthält unlösliche Ballaststoffe
Das Samenmehl hilft gegen
- Verdauungsstörungen, Durchfall, Erbrechen
- Colitis
- Zöliakie
- einen hohen Cholesterinspiegel
- Diabetes mellitus
- Fettsucht, denn die Nahrung quillt auf und es entsteht ein Völlegefühl, während die im Mehl enthaltenen Ballaststoffe zu großen Teilen für den Körper nicht verwertbar sind und ausgeschieden werden
Außerdem hat auch die Kultivierung der Pflanze Vorteile: Der Baum schützt die Landschaft vor Erosionen, wird zur Aufforstung genutzt und ist ein attraktiver Lebensraum für Tiere. Da die Ernte jedoch nicht automatisiert werden kann, ist sie umständlich und teuer.